Die Aufgabe ist anspruchsvoll: Künftig muss jedes Krankenhaus einen Nachhaltig-keitsbericht mit CO2-Bilanz erstellen. Die Verantwortlichen des Kreiskrankenhau-ses Mechernich haben frühzeitig mit der Umsetzung der CSR-Richtlinie begonnen und sind dabei schon gut vorangekommen. Bei der Ermittlung der CO2-Emissionen in allen Bereichen und „Scopes“ wird die Bilanzierungs-Software von ECOSPEED genutzt. Als echte Herausforderung erweist sich dabei die Berechnung der indirekten (Scope 3-)Emissionen in der Wertschöpfungskette – ein Bericht vom „Work in Progress“.
Die Kreiskrankenhaus Mechernich GmbH liegt in der Eifel im Städtedreieck zwischen Köln, Bonn und Aachen und zählt mit über 2.000 Mitarbeitenden zu den größten Arbeitgebern in der Region. Unter dem Leitsatz „Gesundheit in den besten Händen“ bietet der Gesundheitsverbund für alle Altersgruppen ein breites Leistungsportfolio aus einer Hand. In zwei Krankenhäusern mit 22 Fachkliniken und 523 Betten werden jährlich über 70.000 ambulante und stationäre Patienten behandelt. Eine geriatrische Rehabilitation, drei Einrichtungen zur Kurz- und Dauerpflege, ein MVZ sowie ein ambulanter Pflegedienst runden das Leistungsangebot ab.
Auffällig beim Besuch im Krankenhaus Mechernich ist das ausgesprochen freundliche Personal: ein klares Anzeichen für ein gutes Betriebsklima. Auch – um im Bild zu bleiben – die Sorge um das meteorologische Klima, sprich den Klimaschutz, treibt die Verantwortlichen um. In den vergangenen Jahren hat das Krankenhaus in die Modernisierung der Energie- und Wärmeversorgung investiert. Gut sichtbar ist die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Dem Auge des Besuchers verborgen, aber ebenso wirksam für den Klimaschutz sind andere Investitionen vom Keller (Druckluftstation) bis zum Dach (lufttechnische Anlagen).
CO2-Bilanzierung und schrittweise Emissionsminderung: Gut vorbereitet
Dass Krankenhäuser künftig einen Nachhaltigkeitsbericht mit CO2-Bilanzierung gemäß CSR-Richtlinie vorlegen und sich Ziele in Richtung Dekarbonisierung setzen und dokumentieren müssen, haben die Verantwortlichen frühzeitig registriert und entsprechend vorgearbeitet. Der erste (freiwillige) Nachhaltigkeitsbericht für 2022 liegt vor, der zweite, ausührlichere für das Berichtsjahr 2023 wird gerade erstellt.
Was die zentralen Inhalte der Bilanz – d.h.: den CO2-Fußabdruck – betrifft, kann das Krankenhaus eine gute Ausgangsbasis vorweisen. Andreas Seliger, stv. Leiter Technik: „Seit zwei Jahren nutzen wir eine Energiemangement-Software, die für Transparenz sorgt und uns die schrittweise Optimierung erheblich erleichtert.“ Auch in „Hardware“ für die Energieeinsparung wurde und wird investiert: „Wir tauschen zum Beispiel nach und nach die Lüfter in den HLK-Anlagen gegen bedarfsgerecht regelbare Energiesparlüfter aus.“ Das wird – genau wie die Implementierung und Programmierung der Energiemanagement-Software – mit Bordmitteln erledigt, wie überhaupt das Krankenhaus auf Eigenleistungen setzt, um die Prozesse in jeder Hinsicht unter Kontrolle zu haben. Das gilt u.a. auch für die Sterilisierung der OP-Sets in der Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte (AEMP), die direkt unterhalb der OPs im neuen OP-Trakt untergebracht und mit modernster (und energiesparen-der) Technik ausgestattet ist.
Erfassung der Emissionen mit Software von Ecospeed
Verpflichtend nach der künftig geltenden CSR-Richtline ist die Erfassung der CO2-äquivalenten Emissionen in den Scope-Kategorien 1 (direkte Emissionen, verursacht z.B. durch Gasverbrauch der Heizung oder Treibstoff des Fuhrparks), Scope 2 (in-direkte Emissionen aus eingekaufter Energie) und Scope 3 (indirekte Emissionen aus der Wertschöpfungskette). Im Krankenhaus Mechernich ergibt sich hier eine Aufteilung, die nicht untypisch ist für Krankenhäuser. Peggy von Kügelgen, Organisation & Qualitätsmanagement und als Nachhaltigkeitsmanagerin verantwortlich für die CO2-Bilanzierung: „Rund 35% entfallen auf Scope 1-Emissionen, 15% sind in Kategorie Scope 2 klassifiziert und 50% in Scope 3.“
Für die Berechnung und Erfassung der Emissionen in allen drei Kategorien nutzt das Krankenhaus die Software der ECOSPEED AG. Peggy von Kügelgen: „Als wir nach einer Software suchten, haben wir uns auf dem Markt umgesehen, einige Systeme näher angeschaut und uns letztlich für ECOSPEED entschieden. Diese Software lässt sich intuitiv bedienen, die Funktionen sind logisch und wir kommen rasch zu aussagefähigen Ergebnissen. Und als wir bei der Erstellung unserer ´Eröffnungsbilanz´ Fragen hatten, wurden wir von ECOSPEED immer gut unterstützt.“
Eine echte Aufgabe: Bilanzierung der Scope 3-Emissionen
Beim Zusammentragen der Daten für die erste Bilanz zeigte sich sehr schnell, dass die Scope 3-Emissionen im Krankenhaus eine echte Herausforderung sind, obwohl der Bedarf an Verbrauchsmaterialien stationsbezogen sehr genau mit mobilen Scannern erfasst wird. „Man braucht echten Pioniergeist, denn viele CO2-Emissionsdaten z.B. von Einwegspritzen oder OP-Bekleidung findet man auch nicht direkt in Datenbanken und die allermeisten Hersteller können sie noch nicht liefern.“
Da hilft nur Selbermachen: „Wir haben in den Regalen des Materiallagers die Gewichte von eingekauften Produkten ermittelt. Und in Zusammenarbeit mit der Krankenhaus-Apotheke haben wir zum Beispiel die CO2-Emissionen errechnet, die sich aus dem Ibuprofen-Verbrauch ergeben – über alle Darreichungsformen hinweg. Und das ist nur einer von sehr vielen Wirkstoffen.“ Auf dieser Basis konnten die Spezialisten von ECOSPEED mithilfe der Datenbank ecoinvent bereits für die allermeisten relevanten Materialien belastbare Faktoren ermitteln. Nun stehen die selbst ermittelten Werte in der Ecospeed-Applikation des Krankenhauses zur Verfügung.
Alu oder Kunststoff, Mehrweg oder Einweg?
Aber es geht nicht nur um die Ermittlung der CO2-Werte von Verbrauchsmaterialien, Energieverbräuchen oder von Treibhausgasemissionen des Fuhrparks, die sich alle quasi per Tastendruck mit ECOSPEED berechnen lassen. Oft sind auch Vergleiche gefragt, um die optimale Lösung zu finden. Peggy von Kügelgen nennt ein Beispiel: „Jeder Patient kennt die nierenförmigen Instrumentenschalen, die ein Krankenhaus in großen Mengen braucht. Verwenden wir besser Schalen aus Aluminium oder aus Kunststoff, als Einweg- oder Mehrwegsystem? Welche Lösung verursacht am Ende die geringeren Treibhausgas-Emissionen?“ Für die Beantwortung solcher Fragen liefert ECOSPEED eine gute Entscheidungsgrundlage.
Schritt für Schritt voran
Aktuell bereiten die Verantwortlichen gerade die Zertifizierung des Energiemanagementsystems nach ISO 50001 vor. Zudem werden kontinuierlich weitere CO2-Emissionsdaten erhoben und aktualisiert. Das ist keine kleine Aufgabe: Laut CSR-Richtlinie enthält ein Nachhaltigkeitsbericht rund 1.200 Datenpunkte. Ein wichtiger Aspekt aus Sicht des Krankenhauses ist die Integration des großen Themas Nachhaltigkeit in die gesamte Organisation. Sarah Lückenbach, Leiterin Organisationsentwicklung: „Bei uns sind die Nachhaltigkeit und die Umsetzung der CSR-Richtlinie tief in der Managementstruktur verankert.“ Vorangetrieben wird das Thema unternehmensweit in einem „Green Team“, das sukzessive wachsen wird: „Wir beziehen hier immer mehr Fachabteilungen ein.“ Und die Software von ECOSPEED bildet die Basis für das Zahlenwerk sowie für die Dokumentation und stetige Optimierung des „Corporate Carbon Footprint“.
Quelle: www.ecospeed.eu