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© Johannes Meger Photography

Sustainability Circle 2024: Freiburgs neue Plattform für nachhaltige Innovationen startet mit großem Erfolg

Am 12. September 2024 fand in Freiburg der Sustainability Circle 2024 statt, eine Veranstaltung, die sich auf die Synergien von Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft fokussierte

Am 12. September 2024 fand in Freiburg der Sustainability Circle 2024 statt, eine Veranstaltung, die sich auf die Synergien von Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft fokussierte. Rund 80 Teilnehmende vor Ort sowie mehrere online zugeschaltete Personen folgten der Einladung, konkrete Lösungen und innovative Ansätze für den Mittelstand kennenzulernen und miteinander zu diskutieren.

Mittelstand als Motor

In seiner Begrüßung betonte Kiran Ramakrishnan, Geschäftsführer von microTEC Südwest e.V. und Hauptveranstalter des Sustainability Circle: „Der Mittelstand ist seit jeher der Motor des Wachstums und Innovationsführer in unserer Region. Beim Sustainability Circle 2024 ging es darum, diese Stärke zu nutzen und die drei großen Trends unserer Zeit in die Praxis umzusetzen. Denn ich bin davon überzeugt, dass die KMU bei den Themen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft eine Schlüsselrolle innehaben“.

Auf die Ziele und Angebote der mitveranstaltenden Projekte Mittelstand-Digital Zentrum Klima.Neutral.Digital und Smart Circuit gingen die jeweiligen Projektleitungen, Dr. Kerstin Gläser von Hahn-Schickard sowie Agnieszka Włodarczyk Gębik vom Krakow Technology Park ein. Sie führten aus, wie mittelständische Unternehmen von den Initiativen unterstützt werden. Beide Projekte bilden derzeit Experten und Expertinnen aus, die mit dem Fachwissen aus Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft praktische Ansatzpunkte in den Unternehmen aufzeigen. Bei Mittelstand-Digital sind das die Klima-Coaches, bei Smart Circuit die Circular Value Translation Engineers.

Einen Überblick in die Nachhaltigkeitsberichterstattung gab Michael Gutowski, wobei er unterstrich, dass ESG drei nachhaltigkeitsbezogene Verantwortungsbereiche adressiert: Environmental (Umwelt), Social (Soziales) sowie Governance (Unternehmensführung). Gutowski ermutigte die Teilnehmenden, die vielfältigen Chancen der ESG zu ergreifen sowie ESG in die Geschäftsstrategie zu integrieren und dies auch effektiv zu kommunizieren, um von verbesserter Reputation, erhöhten Absatzchancen, Kosteneinsparungen, gesteigerter Effizienz und erhöhter Attraktivität für Mitarbeitende zu profitieren. Mit dem prägnanten Fazit „ESG is here to stay“ schloss er seinen Beitrag.

Praxisnahe Erfolgsgeschichten

Unternehmen aus der Region und Europa präsentierten ihre erfolgreichen nachhaltigen Projekte, die zeigen, wie Innovationen effektiv umgesetzt werden können. Im Austausch mit den Vortragenden konnten die Teilnehmenden dabei Einblicke in die neuesten Entwicklungen aus den Bereichen Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit und Digitalisierung sowie deren praktische Anwendungen kennenlernen.

Besonders anschaulich waren die Darstellungen von Lars Schoch, dessen Unternehmen Schoch Edelstahl als typischer Mittelständler seit 1964 für die Zerspanung steht und der intensiv mit dem Mittelstand-Digital Zentrum Klima.Neutral.Digital zusammenarbeitet. Hierbei hat er nicht nur den Ablauf, sondern auch die Sicht und die Überlegungen eines Geschäftsführers auf dem Weg in die digitale und nachhaltige Transformation mit den Herausforderungen und Chancen eines KMU aufgezeigt.

Sich neben den täglichen Aufgaben und bildlichen Bränden, die es zu löschen gilt, immer wieder Zeit nehmen, um das Unternehmen auch für die Zukunft betriebsfähig aufzustellen, ist eine Herausforderung und gleichzeitig unumgänglich. Unternehmen müssen agil und innovativ sein, um nicht an turbulenten Zeiten zu scheitern oder disruptiven Technologien zum Opfer zu fallen. Dazu holt Schoch sich immer wieder Inspiration von sehr unterschiedlichen Seiten und arbeitet mit verschiedenen Partnern zusammen.

Es ist nicht immer notwendig, direkt das ganze Unternehmen auf den Kopf zu stellen. Oftmals ist ein guter erster Schritt, digitale Lösungen in der Produktion zu ergänzen und auf diese Weise das Unternehmen Stück für Stück zukunftsfähig zu halten. Dabei bedarf es sowohl den Rückhalt als auch den Antrieb aus der Führung.

Erfahrungen zur Digitalisierung von Fertigung und von Produkten, und wie dadurch Ressourcen geschont werden können, teilte Tobias Vieten von Hahn-Schickard. Er erläuterte das Prinzip der digitalen Fertigung plakativ mit „Datei rein, Produkt raus“ und verwies auf Laserschneiden, Roboter, Digitaldruck und additive Fertigung als Beispiele für digitale Verfahren. Neben der Vermeidung von Emissionen ergibt sich außerdem eine Ressourcenersparnis: zum einen aus dem Verzicht auf formgebende Werkzeuge und zum anderen durch die Möglichkeit, nach Bedarf zu produzieren.

Einen weiteren Beitrag liefert die dezentralisierte Fertigung, durch die Werkzeuge, Material und Produkte nicht über weite Strecken transportiert werden müssen. Durch diese Fertigungsarten können sowohl Ressourcen geschont als auch Emissionen verringert werden. Am Beispiel der additiven Fertigung zeigte Vieten auf, dass Abfälle reduziert, topologie-optimierte Bauteile gefertigt sowie integrierte Mehrkomponentenlösungen realisiert werden können. Aus der Praxis als Klima-Coach bei Klima.Neutral.Digital stellte er abschließend zwei Anwendungsbeispiele vor, wie KMU das Angebot von Klima.Neutral.Digital nutzen, um Produkte digitaler zu machen.

Dennis Huschenhöfer vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung BW adressierte das Thema Elektromobilität und erläuterte, wie das Lastmanagement für Elektrofahrzeugflotten mittels Prognosen optimiert werden kann. Am Beispiel der Firma Eltroplan zeigte sich, dass die Steigerung des lokal genutzten Stroms der Ladeinfrastruktur durch eine eigenverbrauchsoptimierte Ladestrategie möglich ist. Darüber hinaus können, basierend auf dem gewählten Szenario, die Ladekosten um bis zu 7,7 Cent pro geladener Kilowattstunde gesenkt werden.

Kreislaufwirtschaft: Herausforderungen und Lösungen der Textilindustrie

Die Herausforderungen, denen sich die Textilwirtschaft stellen muss, offenbarten drei Vorträge aus Deutschland, Österreich und Italien. Dr. Thomas Fischer von den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung ging auf die so genannten R-Strategien als Rahmen für die Kreislaufwirtschaft ein, die im Rahmen des öffentlich geförderten Projekts CircIE für die Nutzung in kleinen und mittleren Unternehmen evaluiert werden.

Er gab mehrere Praxisbeispiele, auf welche Strategien Unternehmen abhängig von ihren Produkten zurückgreifen. „Reduce“, „Refuse“, „Recycle“, „Reuse“ waren die häufigsten Ansatzpunkte; im Kontext von Textilmaschinen spielen auch „Repair“, „Refurbish“ und „Resale“ eine Rolle. Fischer stellte darüber hinaus das europäische Projekt Herewear vor, das sich mit vernetzten Mikrofabriken für eine lokale Fertigung von nachhaltigen Produkten auf bio-basieren Materialien und Abfällen beschäftigt.

Abschließend führte er beispielhaft aus, wie der CO2-Fußabdruck von Produkten ermittelt werden kann. Im Rahmen des Mittelstand-Digital Zentrums Smarte Kreisläufe können mittelständische Unternehmen über DITF im Bereich Textil unterstützt werden.

Zwei Hüte repräsentierte Günter Grabher aus Österreich, der als Hersteller von technischen Textilien die Sicht des Mittelstands kennt und gleichzeitig als Netzwerker der Smart Textiles Plattform Austria sehr übergreifend die Belange der Industrie und Forschung vertritt. Ausgehend von zentralen Maßnahmen für nachhaltige und kreislauffähige Textilien ging Grabher auf den digitalen Produktpass ein, in dem Daten über Materialzusammensetzung und Qualität sowie Informationen zu Rohstoffen, Produktion und Produkt, aber auch zu Reparatur und Ersatzteilen erfasst sind.

Grundsätzlich sieht er große Herausforderungen auf die Industrie insgesamt, aber auch die Textilindustrie zukommen, die ihre Produkte nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip als idealen Kreislauf entwickeln möchten. Exemplarisch zeigte Grabher auf, wie solche Konzepte sowohl in Konsumerprodukten als auch in Dienstleistungsprodukten mittels digitaler Technologien umgesetzt werden können.

Federico Naidi von STAM aus Italien stellte in seinem Vortrag die Entwicklung und Integration von Technologien zur nachhaltigen Transformation der Textilindustrie im Rahmen des Cisutac-Projektes vor. Untersucht wurden Mensch-Roboter-Kollaboration, automatisierte Reparaturstationen, erweiterte und gemischte Realität (augmented, mixed reality) sowie Module für künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen.

Am Beispiel der Reparatur von Reißverschlüssen zeigte er den Einsatz verschiedener digitaler Technologien wie die Bilderkennung oder die benutzerfreundliche digitale Schnittstelle auf. Aus den Nachhaltigkeitsstrategien sind nach Erhebungen in der Textilindustrie die Themen Wiederverwendung (Reuse) und Recycling die präferierten Ansatzpunkte. Im Projekt Cisutec wurde erhoben, dass etwa 50 % der Kleidung gesammelt und davon nur ein Prozent recycelt wird. Die Verbesserungen, die im Rahmen des Projekts erzielt werden konnten, waren die Beschleunigung des Recyclings von Material von 10 auf 300 Kilogramm pro Stunde. Die Reparatur von Reißverschlüssen vom Vermessen übers Schneiden bis zum Auslösen konnte mittels Digitalisierung von bisher 20 bis 60 Minuten auf 10 Minuten reduziert werden.

Austausch und Vernetzung im World Café

Ein intensiver Austausch fand in der Ausstellung und in den Netzwerkpausen, aber vor allem im Rahmen des World Cafés statt, bei dem sich die Teilnehmenden an verschiedenen Stationen anhand von Leitfragen zu den Themen Nachhaltigkeit, Produktion, Künstliche Intelligenz, IT-Sicherheit und Energie austauschen konnten. Das Angebot wurde intensiv genutzt und brachte die Teilnehmenden aus den unterschiedlichen Organisationen – Mittelstand, Großindustrie, Kammern, Netzwerken, Forschung – in rege Diskussion.

Eine klimaneutrale Produktion, so das Fazit an einer Station, bedingt Prozessinnovationen z. B. im Zementwerk, intelligente Lösungen für Strom und Wärme wie Ökostrom oder erneuerbare Selbsterzeugung und ein Ökodesign der Produkte. Ein Resümee der Gespräche zum Thema Energie: Wer nachhaltig Energiekosten senken möchte, sollte regional fertigen und Prozesse überarbeiten. Warum der Mittelstand jetzt eine Nachhaltigkeitsstrategie beginnen sollte, beantwortete die Gruppe mit vielen eigenen Fragen und dem Fazit, dass Veränderungen Zeit brauchen und einen Antreiber im Unternehmen oder in der Branche benötigt.

Die Verbindung von IT-Sicherheit und Nachhaltigkeit wurde als vergleichbar mit denen in anderen Industrien bewertet. Wie Künstliche Intelligenz auf nachhaltige Geschäftsprozesse wirkt, wurde an einer weiteren Station diskutiert. Als große Herausforderung für den Mittelstand wurde die Verfügbarkeit von Daten in ausreichender Quantität und Qualität identifiziert. Verschiedene Prozesse nutzen Künstliche Intelligenz wie vorausschauende Wartung, digitale Zwillinge, Computervision, Prozessoptimierung oder Innovationsmanagement.  

Für Kreislaufwirtschaft braucht es ein Zusammenspiel von allen

In der abschließenden Podiumsdiskussion diskutierten mit unterschiedlichen Perspektiven Marc Augstein von velixX, einem Lösungsanbieter für die Medizintechnik mit zehn Mitarbeitenden; Emmanuel Beule als Repräsentant der Industrie und Politik bei der IHK; Günter Grabher, Textil-Unternehmer der Grabher Group und Netzwerker der Smart Textiles Plattform Austria, Jan Kramer vom Forschungszentrum Informatik mit dem Blick der Forschung und des Mittelstand-Digital Zentrums Klima.Neutral.Digital sowie Alexander Numrich, der bei der österreichischen Gesellschaft für Mess-, Automatisierungs- und Robotertechnik die Interessen der Mitglieder vertritt.

Dabei wurde die Komplexität thematisiert, die mit der Herstellung von Kreisläufen einher gehen. Die notwendigen Verhaltensänderungen und die erforderliche Kultur in Organisationen wurden angesprochen, aber auch der Zugang zu finanziellen Mitteln. Einig war sich der Kreis, dass Unterstützungsmaßnahmen und finanzielle Anreizsysteme vorhanden sind und doch der Zugang transparenter sein könnte. Auch das Zusammenbringen von unterschiedlichen Akteuren, um die Ergebnisse und Bedürfnisse in der Entwicklungskette besser aufeinander abzustimmen, erhöht nach Meinung des gesamten Kreises die Effizienz der Bemühungen jeden einzelnen. Gemeinsamer Tenor und gleichzeitig Appell der Diskussion war, dass alle Themen rund um die Nachhaltigkeit Führungsverantwortung erfordern und somit zentraler Teil der Unternehmensstrategie sein sollten.

„Der Sustainability Circle 2024 bot eine in dieser Form einzigartige Plattform für den Austausch und die Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien im Mittelstand. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit den Teilnehmenden an zukunftsfähigen Lösungen zu arbeiten“, schloss Kiran Ramakrishnan die Veranstaltung.

Quelle: www.microtec-suedwest.de

Pressemitteilung veröffentlicht am 04.10.2024 in Nachhaltigkeit, News, Veranstaltungen / Konferenzen / Events.
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