Der Schwarzwald ist eine Region mit vielen Sonnenstunden. Deshalb haben wir vor zwei Jahren die gesamte verfügbare Dachfläche des Unternehmens mit einer Fotovoltaikanlage (PV) ausgestattet, die ca. zwei Prozent unseres gesamten Ökostrombedarfs produziert. Leider viel zu wenig für ein energieintensives Unternehmen mit einem jährlichen Stromverbrauch von rund 45.000 Megawattstunden (MWh). Für energieintensive Unternehmen sind die Möglichkeiten, ausreichend Strom direkt vor Ort zu produzieren, stark eingeschränkt.
Nachhaltige Stromversorgung: Richard Neumayer setzt auf 100 % Ökostrom und Ausbau der Erneuerbaren
Seit Januar 2021 arbeiten wir mit 100 % Ökostrom. Um einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, soll bis zum Jahr 2027 die Hälfte dieses Stroms aus neuen Anlagen möglichst selbst erzeugt werden. „Um einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, ist der Bau neuer Anlagen wichtig“, sagt Geschäftsführer Dirk Neumayer, der schon früh erkannt hat, dass grüner Strom ein Zukunftsthema ist. „Gleichzeitig werden wir dadurch unabhängiger von den Preisen an der Strombörse und erhalten Strom zu fairen Preisen, da er zu Erzeugungskosten ohne Übergewinne produziert wird.“ Deshalb treibt Neumayer seit 2021 Investitionsmöglichkeiten in erneuerbare Energieanlagen und Direktstromabnahmeverträge (sogenannte PPAs „Power Purchase Agreements“) voran. Sie ermöglichen Investoren die Finanzierung neuer Anlagen und tragen so zum Ausbau der Erneuerbaren bei.
Partnerschaft mit Sachsenenergie und erste PPA-Umsetzung
Unser Stromversorger, die Sachsenenergie, hat diesen innovativen Weg unterstützt und mit Richard Neumayer ihr erstes PPA umgesetzt. Dadurch konnte im März 2023 eine 7 MWp-Solaranlage in Bayern in Betrieb genommen werden, die seither ihren Strom bilanziell direkt in die Firma liefert (mehr dazu hier).
Der optimale Strommix: Analyse des Stromverbrauchs
Welcher Strommix am sinnvollsten ist, hat Dirk Neumayer anhand des Stromverbrauchs (Lastgang) des Unternehmens von Experten analysieren lassen. Das Ergebnis: 7-8 MWp PV und 8-10 MW Wind.
Windkraft: Die optimale Ergänzung zur Solarenergie
Windkraftanlagen ergänzen optimal die bereits vorhandenen PV-Anlagen. Deshalb haben wir in die Erweiterung eines Windparks in Brandenburg investiert. Nach dreijähriger Vorbereitung ist die eigens gegründete Neumayer Energie GmbH nun stolze Besitzerin eines Windrads. Konkret wurde für uns eine Enercon 4,2 MW-Windenergieanlage errichtet, die uns seit Frühjahr dieses Jahres ebenfalls über ein PPA mit Strom versorgt. Die erwartete Stromproduktion liegt bei ca. 9000 MWh pro Jahr. Das entspricht einem Fünftel des Jahresverbrauchs von Richard Neumayer oder dem von 225 Einfamilienhäusern (bei einem angenommenen Jahresverbrauch von 4000 kWh pro EFH). Im Juli konnten wir bereits über 40 Prozent unseres Strombedarfs mit den neuen Anlagen decken. Ein weiterer Pluspunkt der Windkraftanlage: der Stahlturm. Er lässt sich nach Ende der Betriebszeit (ca. 30 Jahre) gut recyceln. Wer weiß, vielleicht schmieden wir aus diesem Stahl neue Produkte.
Umweltfreundliche Energiequelle
Wind lässt sich zwar ebenso wenig steuern wie die Sonne, aber als Ergänzung sind Windkraftanlagen eine vielversprechende Energiequelle, die auch bei schlechtem Wetter und nachts Strom produziert. Wind steht nahezu unbegrenzt und kostenlos zur Verfügung. Die erzeugte Energie ist erneuerbar und verursacht weder schädliche Emissionen wie Smog oder Treibhausgase noch umweltschädliche Abfälle oder Abwässer. Windkraftanlagen haben im Vergleich zu anderen Energieerzeugungsanlagen auch relativ niedrige Betriebskosten und der Rückbau der Anlagen ist vergleichsweise einfach und schnell möglich, insbesondere bei den aus Stahl gefertigten Anlagen. Die einzelnen Komponenten können recycelt oder wiederverwertet werden. Am Standort der Anlage entstehen keine bleibenden Schäden.
Politik und Zukunftsaussichten
Solche für Klimaschutz wichtigen PPA-Projekte und Investitionen in erneuerbare Energieerzeugung könnten deutlich attraktiver sein, wenn Strom aus entfernteren PPA-Anlagen so behandelt werden würde, wie Strom aus Anlagen, die direkt mit dem Unternehmen verbunden sind. Das wäre ein starker Anreiz für energieintensive Unternehmen, in den Ausbau der Erneuerbaren für die Eigenversorgung zu investieren und eine Möglichkeit, die Wettbewerbsfähigkeit dieses wichtigen Industriezweiges zu verbessern. Denn wie unser Beispiel zeigt, sind die Möglichkeiten von stromintensiven Unternehmen, sich vor Ort mit Eigenerzeugung selbst zu versorgen, sehr begrenzt.
Wettbewerbsfähigere Strompreise
Trotz Eigenerzeugung sind wettbewerbsfähige Strompreise für alle energieintensiven Unternehmen wichtig. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise, Kosten für Strom aus fossilen Energien aus der Strompreisbestimmung herauszunehmen und als Zuschlag auf den Strompreis zu berechnen. Dadurch würden die Strompreise unmittelbar für alle Verbraucherinnen und Verbraucher deutlich sinken, ohne dass Steuermittel dafür aufgewendet werden müssen. Gleichzeitig würde das Bewusstsein dafür geschärft, dass dank dem Ausbau von erneuerbaren Energien die Fossil-Aufschläge geringer werden und somit die Akzeptanz dieser notwendigen Transformation gefördert.
Nächstes Ziel: Ein weiteres Windrad im Schwarzwald
Auf dem Weg, die Hälfte unseres Strombedarfs durch neue Anlagen zu decken, haben wir bereits bedeutende Fortschritte gemacht. Mit einem weiteren Windrad, idealerweise im Schwarzwald, werden wir dieses Nachhaltigkeitsziel erreichen.
Technische Daten
Hersteller: Enercon
Typ: E-115 EP3 4.2
Rotordurchmesser: 115 m
Nabenhöhe: 149 m
Quelle: www.r-neumayer.de