CO2-frei fahren, mit besonders ruhigem Motorlauf, mit reichlich Leistung, großer Reichweite und kurzen Betankungszeiten – der Münchner Wasserstoffspezialist KEYOU macht’s möglich. Nicht mit einem E-Lkw oder einem brennstoffzellenbetriebenen Fahrzeug, sondern mit einem Lkw mit Wasserstoffmotor, der laut EU-Norm als „Zero Emission“-Fahrzeug klassifiziert ist. Der erste Kunde, die EP Group aus Regensburg, hat nun auf der Messe „Transport Logistic“ den Vertrag für die ersten beiden 18-Tonnen-Lkw unterschrieben.
Große Nachfrage bei Endkunden, erster Pionier unterschreibt auf Messe Transport Logistic
KEYOU ist auf der Zielgeraden: Nach der Weltpremiere des 18-Tonnen-Lkw und des 12-Meter-Stadtbusses mit Wasserstoffmotor auf der IAA Transportation 2022 steht demnächst der Kundenbetrieb an. Noch dreht der Prototyp auf Basis eines Mercedes Benz Actros nahezu täglich seine Runden auf dem Bundeswehr-Testgelände in Neubiberg, doch alle Kalibrierungsarbeiten am Motor des 18-Tonners sind abgeschlossen, die Integration und Abstimmung der einzelnen Systeme ist nahezu beendet. Mit der vom TÜV Süd bereits erteilten Einzelbetriebserlaubnis steht nun der Straßenbetrieb an; im vierten Quartal dieses Jahres werden die ersten acht Lkw bei Pionierkunden in den Alltagsbetrieb integriert. Die Lkw werden komplett auf Wasserstoffverbrennung umgerüstet und von einem Wasserstoffmotor mit KEYOU-inside-Technologie angetrieben, der kein CO2 ausstößt.
Einer der ersten Kunden ist die Spedition EP-Trans aus Regensburg, die mit rund 300 eigenen Lkw in ganz Europa für namhafte Endkunden Waren von A nach B transportiert. Geschäftsführer Markus Pumpf ist von der Technik überzeugt: „Für unsere Einsatzzwecke kommen Elektro-Lkw nicht infrage. Auf der Teststrecke waren wir von der Performance des 18-Tonners sehr positiv überrascht, daher haben wir uns recht früh entschlossen, zwei Fahrzeuge zu bestellen.“ Georg Ehrlinger, ebenfalls in der Geschäftsführung von EP-Trans, ergänzt: „Die EP-Gruppe bekennt sich zur Nachhaltigkeit und setzt dabei auf Wasserstofftechnologien. Gemeinsam mit dem Unternehmen KEYOU starten wir deshalb ein Projekt, in dem wir zwei mit Wasserstoff betriebene Lkw in unsere Fahrzeugflotte aufnehmen, um in einer Testphase den dauerhaften Einsatz der Wasserstofftechnologie für unsere Anforderungen zu bewerten. Dabei nehmen wir in Deutschland eine Vorreiterrolle ein.“ Während der Transport Logistic-Messe erfolgte eine symbolische Schlüsselübergabe am KEYOU-Messestand, an dem auch jener Lkw zu sehen war, der Ende des Jahres ausgeliefert wird.
Euro VI ohne Abgasnachbehandlung, kein CO2 – „Zero Emission“ laut EU-Norm
Die Sechszylinder-Reihenmotoren mit 7,8 Liter Hubraum und 210 kW Leistung basieren auf einer Dieselmotorplattform eines etablierten Herstellers und werden von Partner-Unternehmen nach KEYOU-Spezifikationen für den Wasserstoffbetrieb umgerüstet. Das Gas wird mit einem Druck von bis zu 15 bar in die Sauganlage eingeblasen, Zündkerzen sorgen für die Entflammung des Gas-Luft-Gemischs. Die von KEYOU eigens entwickelten Brennverfahren sind der Grund für die extrem niedrigen Abgaswerte bei gleichzeitig hohem Wirkungsgrad. Die Motoren halten die Euro-VI-Abgasnorm ein, ohne jegliche teure und anfällige Abgasnachbehandlungstechnik. „Bei der Verbrennung fällt kein CO2 an, da im Wasserstoff kein Kohlenstoff enthalten ist, und die Stickoxid-Grenzwerte unterschreiten wir deutlich, weil die Motoren mit einer sehr effizienten Magerverbrennung betrieben werden, in einem Bereich, in der kein Stickoxid entsteht“ erklärt KEYOU-CEO Thomas Korn. Neben dem 7,8-Liter-Motor passen die Münchner das KEYOU-Inside-Umrüstsystem derzeit auch auf einen 13-Liter-Motor an, der demnächst in einem 40-Tonner von Volvo erprobt wird.
Kurze Betankungszeit und hohe Reichweite
Der umgerüstete KEYOU-Wasserstoffmotor überzeugt mit einem besonders weichen Motorlauf und der gegenüber einen Lkw-Dieselmotor deutlich geringeren Lautstärke. Besucher der Messe konnten sich selbst davon überzeugen: da im Betrieb nur Wasserdampf entweicht, durfte KEYOU als einziges Unternehmen den Motor auch in der Messehalle laufen lassen. Ein weiterer Vorteil: Während Elektro-Lkw mehrere Stunden an der Ladesäule stehen, dauert eine Betankung mit Wasserstoff nur rund 15 Minuten; mit der aktuellen Tankkonfiguration mit 27 Kilogramm Wasserstoff ergibt sich eine Reichweite von rund 350 Kilometern. Je nach Kundenanforderung lässt der Bauraum auch Erweiterungen zu, sodass eine Reichweite von bis zu 600 Kilometern möglich ist.
Für Spediteure und Logistikunternehmen lohnt sich der Wasserstoffmotor auch finanziell: ein Kilogramm Wasserstoff bietet den gleichen Energiegehalt wie 3,3 Liter Diesel. Durch den alternativen Antrieb und die Einstufung als Zero-Emission-Fahrzeuge entfällt jedoch ein großer TCO-Kostentreiber – die KEYOU-Fahrzeuge sind mautfrei unterwegs. Der Umstieg auf Wasserstoff wird zum 1. Januar 2024 noch attraktiver, dann nämlich wird in Deutschland die sogenannte CO2-Maut eingeführt, mit zusätzlichen Kosten für Diesel-Lkw in Höhe von 200 Euro pro Tonne CO2.
H2 Mobility as a Service – KEYOU bietet seinen Kunden ein Pay-per-use-Modell an
Mit einem Rundum-Sorglos-Paket erleichtert KEYOU seinen Kunden den Einstieg in die Wasserstoffmobilität. Anders als beim üblichen Kauf- oder Leasing-Geschäft vermietet KEYOU die ersten acht Lkw und berechnet eine von der jährlichen Laufleistung abhängige Kilometerpauschale. Darin enthalten sind neben der Fahrzeugmiete auch Wartung & Service, die Versicherung und sogar der Wasserstoff. Alle Service- und Garantieleistungen werden von KEYOU beziehungsweise von Partner-Werkstätten übernommen. „Das Miet-Konzept senkt die Einstiegshürde, nimmt Kunden mögliche Bedenken vor einer neuen Technik und bietet ihnen die Möglichkeit, die Fahrzeuge im Alltag zu nutzen. Zukünftig erweitert KEYOU das Pay-per-use-Modell und bietet die Umrüstung von Bestands-Diesel-Lkw zwischen 16 und 40 Tonnen an“, sagt KEYOU-Chef Korn.
Umrüstung von Neu- und Bestandsfahrzeugen
Der Kern des KEYOU-Geschäftsmodells wird künftig die Umrüstung von Neu- und Bestandsfahrzeugen sein. Eine Eigenproduktion von Fahrzeugen und Motoren ist nicht geplant, stattdessen nutzt KEYOU bewährte Chassis und Motoren, die entsprechend angepasst werden. Der erste Prototypen-Lkw wurde von der Paul Nutzfahrzeuge GmbH umgebaut, die zu den europäischen Marktführern im Bereich Sonderfahrzeugbau zählt. Die komplette Umrüstung für die ersten acht Pionierfahrzeuge wird aktuell mit ca. 14 Tagen pro Lkw veranschlagt, doch das wird sich ändern, erklärt Thomas Korn: „Wenn die Prozesse optimiert sind und wir mehr Erfahrung haben, wird das deutlich schneller gehen, wir peilen hier wenige Tage an.“ Das Potenzial ist groß, schließlich werden in den kommenden Jahren weltweit noch viele Millionen Dieselfahrzeuge produziert – die man dann später auf Wasserstoff umrüsten kann. KEYOU plant, ab der zweiten Jahreshälfte 2024 erste Bestandsfahrzeuge umzurüsten.
Stadtbus mit Wasserstoffmotor als Mild-Hybrid-System, 13-l-Motor für 40-Tonnen-Lkw in Pipeline
Auf der IAA Transportation präsentierte KEYOU im vergangenen Jahr neben dem 18-Tonner einen 12-Meter-Stadtbus mit Wasserstoffmotor und Mildhybridsystem. Das 48-Volt-System mit 35 kW Leistung unterstützt den Anfahrvorgang; Getriebespezialist Voith steuerte das speziell für Busse entwickelte Diwa-NXT-Automatikgetriebe bei. Nach dem erfolgreichen Marktstart des Lkw wird sich KEYOU zunehmend auch der Markteinführung der Busse widmen.
Doch der Fokus liegt zunächst auf dem Lkw-Markt. Als nächstes wird KEYOU einen Schwerlast-Lkw mit einem 13-l-Motor auf Wasserstoff umrüsten; in diesem Bereich ist aktuell die Nachfrage am größten.
Quelle: www.keyou.de