Das vom BMWK geförderte Projekt „BioH2Ref“ endet zum 31.12.24 als Erfolg auf ganzer Linie. Die bayerische BtX energy GmbH hat in diesem Projekt zusammen mit dem Institut für Industrieofenbau und Wärmetechnik der RWTH Aachen und der Familie Schleupen vom Lefkeshof aus Krefeld eine weltweit einmalige Technologie salonfähig gemacht: Wasserstoff direkt vom Bauernhof, sauber und umweltfreundlich wie Biomilch aus dem Hofladen. Im April erhielt das Projekt das erste gültige Zertifikat für grünen Wasserstoff auf dem Treibstoffmarkt in ganz Deutschland, um Abschluss gab es jetzt noch eine Überraschung vom Weihnachtsmann.
Drei harte, aber erfolgreiche Projektjahre gehen zu Ende, mit einem frühzeitig eingetroffenen Weihnachtsgeschenk in Form eines DIN-A4-Bogens mit technischen Daten. Im letzten Projektjahr haben die Projektpartner in Wochen- und Nachtschichten ihre gesetzten Ziele erreicht und übertroffen. Die Anlage hatte wie jede Forschungsanlage übliche Startschwierigkeiten, Parameterstudien und unterschiedliche Regelszenarien auf dem Teststand führten mit der wissenschaftlichen Begleitung zu einer Erhöhung des Anlagenwirkungsgrades von 45 auf 60 % und der erreichbaren Nennleistung von 70 auf über 110 %. Dazu wurde bereits mehrfach die Reinheit des Wasserstoffs nach DIN 17124 für Brennstoffzellenfahrzeuge bestätigt, eines stand jedoch bis zum Schluss noch aus: Die technische Reinheit von 99,999 %, im Fachjargon 5.0 genannt – das Maß für den Wert auf dem Markt der technischen Gase. Dies ist nun gelungen, im letzten Monat der drei Projektjahre.
Neben der im April erlangten Zertifizierung als fortschrittlicher Biokraftstoff mit sagenhafter CO2-Minderung von mehr als 200 % (siehe Pressemitteilung vom 02.04.) und damit der Zulassung als erster grüner Wasserstoff im deutschen Treibstoffsektor (THG-Quotenmarkt) war dies der letzte große Meilenstein, um die durch das Projekt erlangte Marktreife zu demonstrieren.
Abschluss und Marktgang
Die ambitionierte Hürde war dementsprechend ein passend krönender Abschluss für das Projekt. Derzeit befindet sich eine kommerzielle Anlage mit vierfacher Leistung im Bau, die in den nächsten Jahren dann bis zu 150 Tonnen Wasserstoff aus landwirtschaftlichen Reststoffen produzieren und damit bis zu 20 LKWs im Täglichen Betrieb versorgen kann. In 10 Jahren soll „Ich tanke Biowasserstoff“ so gängig werden wie „Ich kaufe Biomilch“. Die Krefelder Anlage wird vom später gestarteten Schwesterprojekt „BioH2Log“ (ebenfalls vom BMWK gefördert) unter anderem durch den Lehrstuhl für Anlagen- und Prozesstechnik der Technischen Universität München noch weiter wissenschaftlich begleitet und birgt auch nach wie vor großes Potenzial weiterer Optimierung. Überlegungen für ein Folgeprojekt mit noch ambitionierteren Zielen stehen derzeit in Diskussion. Parallel soll die Anlage ab 2025 erste Mengen Wasserstoff in den regulären regionalen Gashandel abgegeben, das kann sie mit dem neu erlangten Reinheitsnachweis.
Das Projektteam bedankt sich zum Abschluss nochmal von Herzen für das Vertrauen und die Förderung durch das BMWK, beim Projektträger Jülich und allen weiteren Beteiligten.
Reinheitsgrade von Wasserstoff
Die Sauberkeit macht den Preis – dabei gibt es allerdings unterschiedliche Definitionen: Für Fahrzeuge mit Brennstoffzellen wurde die DIN EN 17124:2018 verfasst, die auf die Empfindlichkeiten von Brennstoffzellen eingeht. So dürfen beispielsweise nur 0,2 von einer Million Teilchen im Gas aus dem Katalysatorgift Kohlenmonoxid bestehen, unschädliches Helium oder Stickstoff sind jedoch bis zu je 300 ppm erlaubt. Im Handel und der technischen Anwendung spricht man davon abweichend in klaren Zahlen: Die Brennstoffzellennorm verlangt hier übersetzt in etwa eine Reinheit von 3.7, das heißt drei Neunen und eine Sieben = 99,97 % Reinheit. Verlangt wird hier aber meist 5.0, wenn der Preis stimmen soll, also nur 10 von einer Million Teilchen Fremdkörper im Wasserstoff.
Biowasserstoff im gesetzlichen Kontext
Zu Beginn des Förderprojektes war noch vieles unklar – auch das Projektteam hat jedoch an den Rahmenbedingungen mitgewirkt, damit der Biowasserstoff vom landwirtschaftlichen Hof seinen Platz finden kann. Er gilt heute EU-weit im Mobilitätssektor als fortschrittlicher Biokraftstoff und darf auf die CO2-Minderungsziele der Länder angerechnet werden. Die deutsche Regierung hat bereits 2021 die nationale Zulassung beschlossen, dies ermöglicht sehr hohe zusätzliche Erlöse über den THG-Quotenmarkt – auch wenn dieser gerade aus anderen Gründen etwas brach liegt. In der technischen Anwendung geht dies z.B. über die CO2-Steuer oder den Zertifikatehandel. Einfach verbrennen sollte man ihn allerdings nicht, das kann man auch mit Biogas.
Quelle: www.btx-energy.de