Obwohl erwartet wird, dass 2023 das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen sein wird und weltweit Zahl und Stärke von Naturkatastrophen immer weiter zunehmen, sind die Online-Diskussionen über die Klimakrise seit 2022 überraschenderweise zurückgegangen (-12 %). Dies geht aus einer von BayWa r.e. in Auftrag gegebenen Studie von Brandwatch hervor, die über 41 Millionen Social-Media-Datenpunkte von mehr als 7 Millionen einzelnen Usern ausgewertet hat.
Die Studie zeigt darüber hinaus, dass Online-Diskussionen über die Weltklimakonferenz COP28 in Dubai im Vorfeld der Konferenz im Vergleich zur COP26 um mehr als 70 Prozent (73 %) pro Jahr zurückgegangen sind. Gleichzeitig wird immer häufiger über künstliche Intelligenz (KI) und ihre Auswirkungen auf unser Leben gesprochen. So sind Online-Gespräche zum Thema KI seit letztem Jahr um 342 Prozent gestiegen. Damit wurde dieses Thema häufiger diskutiert (+14 %) als die Klimakrise.
Seit der COP26 vor zwei Jahren sind bei der Bekämpfung des Klimawandels bedeutende Fortschritte erzielt worden. Dort war nach dem Verschieben durch die Corona-Pandemie ein Gefühl von Entschlossenheit und Dringlichkeit zu spüren. Das führte unter anderem zu ambitionierteren nationalen Klimaverpflichtungen, einem enormen Ausbau der Erneuerbaren Energien, umfangreichen Netto-Null-Verpflichtungen von Ländern und Unternehmen, Investitionen in die Klimafinanzierung und vieles mehr. Doch obwohl Fortschritte erzielt wurden, mangelte es an dringend notwendigen konkreten Schritten, die nun bei der COP28 oben auf der Agenda stehen.
Wenn es um das öffentliche Bewusstsein geht, liegen zwischen den beiden erwähnten Weltklimakonferenzen Welten: COP26 erhielt online im Monat vor der Konferenz 1,6 Millionen Erwähnungen, COP28 im selben Zeitraum nur rund 425.000. Dies ist auch ein deutlicher Rückgang gegenüber der COP27 von 2022, die im gleichen Zeitraum rund 680.000 Erwähnungen erhielt.
KI, und nicht der Klimawandel, wird aktuell als größte Bedrohung für die Menschheit diskutiert
Ein Thema, das die öffentliche Diskussion im Jahr 2023 beherrscht ist KI. Mit dem Aufkommen von ChatGPT und anderen generativen KI-Modellen ist die Welt Zeuge davon, wie diese Technologien unser Leben und Arbeiten verändern. Dabei geht es nicht nur darum, wie KI eingesetzt wird, um unseren Alltag effizienter zu gestalten, sondern auch darum, wie sie menschlichen Einfluss überflüssig machen kann. Dies führte unweigerlich zu vielen Diskussionen über das zerstörerische Potenzial der Technologie. Tatsächlich zeigt die vorliegende Untersuchung, dass aktuell ein stärkerer Fokus auf den potenziellen Auswirkungen von KI auf das menschliche Leben liegt als auf den Auswirkungen des Klimawandels.
Die Anzahl der Erwähnungen von KI im Zusammenhang mit „dem Ende der Welt“ ist um acht Prozent höher als die in Bezug auf den Klimawandel, während letztere seit 2022 um rund ein Viertel (23,5 %) zurückgegangen sind. Und das, obwohl Länder rund um den Globus eine deutliche Zunahme von Naturkatastrophen verzeichnen, Wissenschaftler sich einig sind, dass dies erst der Anfang ist, und der aktuelle IPCC-Bericht zum Klimawandel unterstreicht, dass die Menschheit diesbezüglich einen kritischen Moment in der Geschichte erreicht hat.
Matthias Taft, CEO von BayWa r.e. sagt dazu: “In einer Zeit, in der wir dringender denn je Maßnahmen gegen den Klimawandel ergreifen müssen, gehen die Diskussionen darüber zurück – und konzentrieren sich mehr auf potenzielle existenzielle Bedrohungen als auf zunehmende Klimakatastrophen, die wir heute regelmäßig weltweit erleben.“
„Ebenso besorgniserregend ist, dass dieser Rückgang der Diskussionen im Vorfeld der weltgrößten Klimakonferenz stattfindet – einer Konferenz, die genau diese Probleme lösen soll. Dies zeigt, dass es an Glauben oder gar Interesse mangelt, dass COP28 die dringend nötigen Maßnahmen beschließen kann.“
„Auf der COP28 muss ein globaler Aktionsplan für eine rasche Transformation beschlossen werden, der Folgendes beinhaltet: Sofortiger Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, Beschleunigung der Energiewende, Aufstockung der öffentlichen und privaten Investitionen und eine engere länderübergreifende Zusammenarbeit, die in diesen turbulenten Zeiten wichtiger denn je ist. Der Glaube daran, dass die Weltklimakonferenz einen raschen und tiefgreifenden Wandel als Reaktion auf eine unmittelbare Bedrohung herbeiführen kann, muss wiederhergestellt werden.“
Methodik
Die Kurzstudie wurde mit Brandwatch durchgeführt und hat die Online-Konversationen zu den Themen Klimawandel, COP-Konferenzen und künstliche Intelligenz analysiert. Dabei wurden mehr als 41 Millionen Online-Datenpunkte ausgewertet und Trends in den sozialen Medien, auf Nachrichten- und Blog-Plattformen analysiert – von Januar 2022 bis November 2023.
Quelle: www.baywa-re.com